China holt in der Mikroelektronik auf – IT Standort Europa gefaehrdet?

Von | April 16, 2009

China wird sich nach Meinung der VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen 2020 als Mikroelektronik-Standort an die Weltspitze setzen, so ein Ergebnis des VDE-Trendreports 2009, den der Verband VDE am 20. April auf der Hannover Messe vorstellen wird.

Das Ergebnis bestätigt die Diagnose des VDE, dass sich das Gravitationszentrum der Mikroelektronik-Produktion zu den stark subventionierten ostasiatischen Standorten verlagert.

„Um wichtige Standortchancen für die Zukunft zu nutzen, muss der Halbleiter-Standort Deutschland/ Europa unbedingt gehalten werden. Wir müssen um den Mikroelektronik-Standort kämpfen, eine europäische Technologiestrategie entwickeln und die geplanten Infrastrukturprogramme um weitere Technologieschwerpunkte ergänzen“, fordert VDE-Vorstandsvorsitzender Zimmer im Vorfeld der Hannover Messe. Wenn die Chip-Fabriken abwandern, könnten ganze Industriezweige wegbrechen. Denn die Mikroelektronik und Embedded Systems, die meist unsichtbar in ein technisches Umfeld integriert werden, sind wichtige Motoren für Innovationen in allen Industriebereichen. Vom Chip-gebundenen Systemwissen des „Chip-Europameisters“ und „unsichtbaren ASICs-Weltmeisters“ Deutschland hängen das Wohl und Wehe vieler Anwenderbranchen ab.

Das belegen die folgenden Zahlen. Die Hälfte aller jemals hergestellten Transistoren wurden in den letzten 1,5 Jahren gefertigt. 50 Prozent des deutschen Exports 2007 (Volumen: 970 Mrd. Euro) waren abhängig von der Mikroelektronik, die auch die Nanotechnik antreibt. Die Nachfrage nach Embedded Systems wird Prognosen zufolge im Jahr 2009 stabil bei insgesamt gut 4 Milliarden Euro bleiben, was deren selbst in konjunkturschwachen Zeiten große Bedeutung unterstreicht.

Das deutsche Systemwissen wandert in die Chips und wirkt hier als systemrelevante Triebfeder der Elektro- und Informationstechnik sowie der gesamten deutschen Industrie. Jede dritte technologische Entwicklung der Anwenderbranchen ist auf Innovationen der Elektroindustrie zurückzuführen. Rund die Hälfte ihres Umsatzes machten die Unternehmen 2008 mit neuen Produkten. Mehr als 50 Prozent der gesamten deutschen Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte hängen von der Elektro- und Informationstechnik ab. Mit einem jährlichen Aufwand von inzwischen 11 Milliarden Euro und nahezu 80.000 Beschäftigten in Forschung und Entwicklung ist die deutsche Elektroindustrie eine der weltweit größten Innovationsbranchen. In keinem anderen Industrieland ist der Anteil der Hightech-Industrien an der Wertschöpfung so hoch. Er beträgt inzwischen 15 Prozent und liegt damit um mehr als drei Prozentpunkte höher als in Japan (11,6 Prozent) und ist mehr als doppelt so hoch wie in den USA (7 Prozent). Dieser Vorsprung sollte nach Ansicht des VDE genutzt und ausgebaut werden.

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