Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) kommentiert den Datenschutzbericht:
Lidl und Drogerie Müller führen Buch über Krankheiten ihrer Mitarbeiter. Bahn und Airbus geben Kontonummern zur Korruptionskontrolle außer Haus. Der Telekom gehen ganze Kundenkarteien auf CD verloren.
Lange Zeit sind der Empörung darüber außer „Datengipfeln“ keine Taten gefolgt. Vielleicht ändert sich das noch, wo die Koalition gerade den Gefallen am Gesetzgebungsendspurt wiederfindet. Pikanterweise verweisen viele Vorhaben, die diese Woche auf der Agenda stehen, in sensible Bereiche: Gendiagnostik, Volkszählung, Steuerauskünfte… Aber die überfällige Modernisierung im Datenschutzrecht lässt auf sich warten. Auch das intransparente „Scoring“-Verfahren, das Bankkunden einen Kredit verwehren kann, nur weil sie im falschen Viertel wohnen, harrt einer gesetzlichen Regelung. Natürlich sind Gesetze nicht alles. Anders als unser aller Datenstriptease zwischen Online-Netzwerken und Kundenkarten ist Datenmissbrauch ja schon verboten. Es kommt auch auf die Umsetzung an: Der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte etwa darf sich mit Missständen in der Wirtschaft gar nicht erst beschäftigen. Ein Glück, dass zumindest sein Bundes-Kollege Schaar das ewige, oft vergebliche Mahnen noch nicht satt hat. (Rhein-Neckar-Zeitung)