In der Glashalle des Leipziger Messegeländes während der Leipziger Buchmesse der „Preis der Leipziger Buchmesse“ in den Kategorien „Belletristik“, „Sachbuch/Essayistik“ und „Übersetzung“ verliehen. Die Jury unter Vorsitz von Ulrich Greiner (DIE ZEIT) entschied sich unter den 16 nominierten Kandidaten für folgende Autoren:
Kategorie Übersetzung: Eike Schönfeld für die Übersetzung von: Saul Bellow: „Humboldts Vermächtnis“ (Kiepenheuer & Witsch)
Zur Begründung:
Dieser Roman ist ein todtrauriges, grandios komisches Buch über Literatur, Liebe und Leben, Begierde und Tod. Er ist ein überwältigendes Sprach- und Erzählspiel, eine, wie es Saul Bellow selbst sagte, Komödie des „schwachsinnigen Infernos“. Schönfeld, einer der sprachwitzigsten, tonsichersten und fleißigsten Übersetzer aus dem Amerikanischen ins Deutsche, hat sich als idealer Botschafter für dieses Werk erwiesen. Seine kongeniale Übertragung ist genauso „lebendig, ironisch, spöttisch und klug“, wie der San Francisco Examiner den Ursprungstext einst charakterisierte.
Kategorie Sachbuch/Essayistik: Herfried Münkler für „Die Deutschen und ihre Mythen“ (Rowohlt Berlin Verlag)
Zur Begründung:
Barbarossa, die Nibelungen, Faust und das Faustische, Arminius und die Schlacht im Teutoburger Wald, die Wartburg und der Rhein: Das sind mythische Namen, Orte und Begebenheiten, die in der Geschichte Deutschlands Bedeutsamkeit erlangt und eine politische ¿ nicht selten: eine politisch unheilvolle ¿ Rolle gespielt haben. Der an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrende Politikwissenschaftler und Ideenhistoriker Herfried Münkler lässt sie in seinem umfang- und perspektivreichen Werk „Die Deutschen und ihre Mythen“ Revue passieren – in aufklärerischer Absicht, aber in dem Bewusstsein, dass es Politik, die gänzlich ohne Mythen oder Großerzählungen auskäme, wohl nie geben wird.
Kategorie Belletristik: Sibylle Lewitscharoff für „Apostoloff“ (Suhrkamp Verlag)
Zur Begründung:
„Apostoloff“ ist ein von antiödipalem Furor gepeitschter, von jeglicher Nostalgie bereinigter Anti-Bulgarien und Anti-Familienroman, und zugleich das souveräne, manchmal lüsterne und immer reiche Spiel einer Sprachkünstlerin. Zwischen dem Stadtteil Stuttgart-Degerloch der fünfziger, sechziger Jahre und dem jungen EU-Mitglied Bulgarien entfaltet sich das Panorama einer skurrilen Mischung von Bulgaro-Machismus und schwäbisch-pietistischer Sprachkraft, zwischen der niederschmetternden Bestandsaufnahme der Ruinen des Postkommunismus und den erhebenden Begegnungen mit älteren Schichten der Geschichte, vornehmlich den Engeln und Popen und Kirchen. Denn so ätzend-sprachmächtig in „Apostoloff“ auch gegrollt wird, es ist zugleich ein Roman, der das Gespräch findet mit den Engeln der Geschichte.
Der „Preis der Leipziger Buchmesse“ wurde in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben. Insgesamt reichten die Verlage rund 760 Vorschläge ein. Neben Ulrich Greiner gehörten der Jury an: Ina Hartwig, verantwortliche Literaturredakteurin der Frankfurter Rundschau; Elmar Krekeler, Leiter der Literarischen WELT; Kristina Maidt-Zinke, Feuilleton-Autorin der Süddeutschen Zeitung; Volker Weidermann, Redaktionsleiter Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung; Michael Hametner, Literaturredakteur beim MDR, sowie Uwe Justus Wenzel, Feuilleton-Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung.
Die Auszeichnung der besten Frühjahrs-Bücher in den Kategorien „Belletristik“, „Sachbuch/Essayistik“ und „Übersetzung“ ist zu gleichen Teilen mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Unterstützt wird der „Preis der Leipziger Buchmesse“ durch den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Leipzig. Partner ist das Literarische Colloquium Berlin (LCB). Medienpartner ist die Wochenzeitschrift DIE ZEIT.
Hörproben aller Titel sind unter literaturport.de verfügbar.